Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) gehören zu den häufigsten Volkskrankheiten der Schweiz. Doch das Risiko, selbst zu erkranken, ist kein unausweichliches Schicksal: Viele dieser Erkrankungen können vorgebeugt werden, insbesondere, wenn bereits Informationen zum eigenen klinischen Risiko vorhanden sind.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen, indem sich Lipide und Kalk an den Gefässwänden festhalten und ansammeln. Dies wird begünstigt durch Bluthochdruck, da der dauerhaft hohe Druck die Gefässe schädigen kann, weshalb sich die Lipide und der Kalk noch besser festhalten können. Diese Ansammlungen behindern den Blutfluss bis zur totalen Verstopfung. Dies führt zu einem Blutgerinnsel, welches sich lösen kann und den Weg ins Gehirn oder ins Herz findet, wo es einen Infarkt auslösen kann.
Lipide:(Fette). Relevant sind zwei Blutfettwerte, welche im Blut messbar sind: Cholesterin und Triglyzeride.
Cholesterin: Wird teilweise durch die Nahrung aufgenommen und teilweise durch die Leber selbst produziert. Low-Density Lipoprotein (LDL) transportiert Cholesterin zu den Zellen und kann Ablagerungen verursachen („Plaque“). High-Density Lipoprotein (HDL) transportiert das Cholesterin weg zurück zur Leber. Ein hoher HDL Wert kann schützend wirken, während ein hoher LDL Wert schädlich sein kann.
Triglyzeride: Dienen dem Körper als Energiequelle. Der Körper speichert über schüssige Energie, die durch Nahrung aufgenommen wird, als Triglyceride in Fettzellen ab. Bei Bedarf greift unser Körper auf diese Energiereserven zurück. Hohe Werte hängen deswegen oft mit Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung zusammen, da die Reserven nie gebraucht werden.
Die Blutdruckwerte werden meist in zwei Zahlen dargestellt, den oberen oder in der Fachsprache systolischen Wert und den unteren, den diastolischen Wert. Der Systolische zeigt den Druck an, wenn das Herz gerade Blut in den Körper pumpt, der diastolische den Wert zwischen den Herzschlägen.
• normaler Blutdruck: 120/80–139/89
• hoher Blutdruck: ab 140/90
• Ziel Blutdruck < 130/85 mmHg
Klinische Faktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen, respektive verursachen, können vielzählig sein: Rauchen, das Alter, Wohnort und damit einhergehende Blutdruck- und Lipidwerte. Um zu erkennen, wie wahrscheinlich es ist, einen Hirnschlag oder einen Herzinfarkt zu erleiden, wird das «klinische Herz-Kreislauf-Risiko» verwendet. Dieses wird zusammengestellt, basierend auf den oben genannten klinischen Werten. Das genetische Risiko ist hier noch nicht mitgerechnet. Sie können hier zusammen mit Ihrer/Ihrem Ärztin/Arzt Ihr klinisches Risiko berechnen. Dafür benötigen Sie Ihre Lipid-Werte, Ihr Alter, Raucherstatus, Geschlecht und Blutdruckwerte sowie Ihre Zucker-Werte, falls Sie an Diabetes leiden. Informationen über dieses Tool (SCORE2) und die wissenschaftliche Bestätigung finden Sie im Glossar und hier unten.
Bei einem Hirnschlag (=Schlaganfall) bekommen Teile des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe durch die Blutgefässe, da die Zufuhr unterbrochen wird. Dies passiert durch eine Blockade, zum Beispiel, wenn ein Blutgerinnsel die Blutgefässe verstopft. Durch die Unterversorgung sterben die betroffenen Gehirnzellen ab.
Ein Herzinfarkt entsteht, wenn durch verstopfte Blutgefässe die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen zum Herz nicht mehr gewährleistet ist. Dadurch kann das unterversorgte Herzgewebe nicht mehr richtig funktionieren.
Das klinische Risiko wird mit dem länderspezifischen SCORE-2 berechnet. Faktoren, die berücksichtigt werden sind Alter, Geschlecht, Rauchen, totales Cholesterin, HDL-Cholestrin, Triglyceride, LDL-Ccholesterin. Weitere Risikofaktoren wie Lipoprotein(a) oder autoimmun-chronische Krankheiten berücksichtigen die Ärzt:innen individuell. Der wissenschaftlich bestätigte Score basiert auf dem absoluten Risiko, das 10-Jahres-Risiko für das erstmalige Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzschlag und Hirnschlag gravierend und nicht gravierend) in der europäischen Bevölkerungen vorherzusagen.
Die Grafik zeigt, dass der Prozentwert zu einer bestimmten Risikokategorie gehört. Je höher der Wert, desto höher der Handlungsbedarf. Die Risikogruppen helfen den Ärzt:innen, die passende Behandlung für Sie zu finden. Trotzdem bedeutet ein hoher Wert nicht automatisch, dass Sie Medikamente bekommen müssen. Eine gesunde Lebensweise bleibt wichtig. Besonders das Aufhören mit dem Rauchen kann Ihr Risiko senken, ohne dass Sie Medikamente brauchen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen über die nächsten Schritte. Später erfahren Sie mehr darüber, wie solche Veränderungen Ihr Risiko senken können.
Ein absolutes Risiko von 10% bedeutet, dass 10/100 Personen, oder 1 von 10, an einer Krankheit erkranken. Hier abgebildet sieht man ein Risiko von 26% also 26/100, dieser Wert ist auch zugleich das Maximum an absolutem Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Auf sich selbst bezogen bedeutet dies, dass je näher man an diesen 26% ist, desto höher ist das eigene Risiko. Generell gilt, ein Risiko von 26% als extrem hoch zu betrachten. Ein höheres Risiko ist praktisch nicht möglich - deswegen geht die Skala nicht bis 100%.
Schauen Sie die Werte von Petra und Hans an. Die Beiden sind Geschwister und leben in der Schweiz. Ihr Beispiel hilft, die Unterschiede besser zu verstehen: Hans hat deutlich schlechtere Werte, daher muss er mehr dagegen tun als Petra.
45 Jahre
Nichtraucherin
120 syst. BD in mmHg
Cholesterin 4 mmol/L
HDL 1.1 mmol/L
SCCORE-2 = 0.6%
60 Jahre
Raucher
142 syst. BD in mmHg
Cholesterin 4.5 mmol/L
HDL 0.9mmol/L
SCORE-2 = 9.9%